Fear

Zum einjährigen Jubiläum gab es deshalb auch einige Besonderheiten. Taschen und Rucksäcke sollten an der Garderobe abgegeben werden und das Fotografieren während des Stücks war strengstens untersagt. Grund dafür ist, dass sich die Schaubühne derzeit noch in einem Rechtsstreit mit der AFD befindet.
Bei der anschließenden Diskussion war der Regisseur Falk Richter, der Dramaturg Nils Haarmann und die Schauspieler anwesend. Das Publikum wurde vor der Diskussion vor potenziellen Störenfriede gewarnt, die jedoch ausblieben.
Falk Richter klatschte mit dem Stück Fear jahrelange Google-Recherchen über Pegida und die AfD auf die Bühne, indem Originalstimmen von Pegida-Demonstranten eingeblendet werden.
Das Stück ist sehr körperlich und die Schauspieler tanzen in unsichtbaren Zwangsjacken ekstatisch. Damit will ein Lebensgefühl der Pegida-Anhänger zum Ausdruck gebracht werden.
Die Zombie-Metapher möchte zum Ausdruck bringen, dass es sich um Menschen handelt, die nicht mehr in unsere Zeit passen. Diese Untoten sind aufgewacht und bemühen längst beerdigte Diskurse.
Das Stück fragt danach, welche Möglichkeiten es gibt, Brücken zu schlagen und die Menschen zu erreichen? Jedoch ist die Zielgruppe des Stücks nicht die Pegida- und AfD-Anhänger, sondern die demokratische Mitte, die es zu erreichen und zu mobilisieren gilt.
Das Stück mahnt vor einer menschenverachtenden und intoleranten Gesellschaft, jedoch hat die Form, wie es sich mit den problematischen Rändern unserer Gesellschaft umgeht, selbst menschenverachtenden Tendenzen.
Hier wird ausgeklammert, dass es teilweise auch strukturelle Ursachen sind, die zu den Entwicklungen in unserer Gesellschaft führte. Die Verantwortung der Politik für die Situation wird ebenfalls nicht betrachtet, welche sicherlich auch den Nährboden für Pegida- und Afd-Positionen lieferte, sattdessen ist auch Horst Seehofer als einer der Untoten im Stück zu sehen.